Briefwechsel zu den Gräbern von 528 polnischen KZ-Häftlingen - Gewann E 157
Ein Briefwechsel, der unter http://www.realhomepage.de/members/sowa/mehr1.html gefunden wurde.

Polnisches Kulturzentrum e.V.
Postfach 800 626
65906 Frankfurt am Main

Frankfurt, den 1. Oktober 2002

Frau Jutta Ebeling
Dezernentin fuer Bildung, Umwelt und Frauen
Stadt Frankfurt am Main
Seehofstr. 41
60594 Frankfurt

Sehr geehrte Frau Dezernentin,
mit dem Tag des Friedhofs am 29.9.2002 wollten Sie zum ersten Mal das gesamte
Spektrum des Frankfurter Friedhofswesen vorstellen. Dazu gehoeren auch polnische
Kriegsgraeber, Gewann E, Nr. 157 , die 1997 - mit der Zustimmung Herrn Tom Koenigs,
Dezernent fuer Umwelt, Energie und Brandschutz - in eine anonyme "Grabstaette der
Opfer..." neubenannt, und - im Beisein von uniformierten Vertretern der russischen
Botschaft - mit einer unerwuenschten, neuen Grabplatte bebaut wurden.
Der Stein muss beseitigt werden .
Die Graeber polnischer Opfer der Kriege und der Gewaltherrschaft, die sich in der
Bundesrepublik Deutschland befinden, stehen unter dem Schutz der deutschen Gesetze.
Polnisches Kulturzentrum e.V. hat schon am 3. September 1997 gegen die Umbenennung
und Neugestaltung der polnischen Kriegsgraeber in Frankfurt am Main protestiert;
es ist die Zeit gekommen, den Schaden zu reparieren.
Ich wuensche dem zweiten Frankfurter Tag des Friedhofs im Jahre 2003 ein gutes Gelingen.
Auf die "Fuehrung durch das Krematorium" wollen wir aber in dem Veranstaltungsprogramm
2003 lieber verzichten.

Mit vorzüglicher Hochachtung
Stefan Kosiewski

 

Zur Kenntnis
Herrn Minister Dr. Andrzej Przewoznik
Rada Ochrony Pamieci Walk i Meczenstwa
Ul. Wspólna 2
Pl- 00-926 Warszawa
http://www.radaopwim.pl


 

Stadt Frankfurt am Main
Jutta Ebeling
Dezernentin für Bildung, Umwelt und Frauen
Frankfurt am Main, 31.Okt.02

Polnisches Kulturzentrum e.V.
Herrn Stefan Kosiewski
Postfach 800 626
65906 Frankfurt am Main

 

Hauptfriedhof, Gewann G, Nr. 157,
Grabstätte der polnischen Opfer des KZ-Außenlagers Katzbach / Adlerwerke

Ihr Schreiben vom 1.10.2002

Sehr geehrter Herr Kosiewski,

mit dem "Tag des Friedhofs" hat die Stadt Frankfurt am Main gemeinsam mit verschiedenen
Verbänden und Institutionen zum ersten Mal das gesamte Spektrum des Frankfurter Friedhofswesen
der Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt.
Die Veranstaltung auf dem Hauptfriedhof war so erfolgreich, dass sie auch im nächsten Jahr
fortgesetzt werden soll.
Auch der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ging mit zahlreichen Interessenten bei den
Kriegsgräberstätten des Hauptfriedhofs auf Spurensuche.
Dazu gehören selbstverständlich auch die Grabstätten der polnischen Kriegsopfer und der polnischen
Opfer des KZ-Außenlagers Katzbach/Adlerwerke. Unter den 528 Opfern waren ungefähr 90 % Polen,
die anderen Opfer waren Russen und Deutsche. Deshalb waren zur Einweihung des Denkmals
am 6.September 1997 nicht nur Vertreter der polnischen, sonder auch der russischen Botschaft
eingeladen worden. Das Denkmal hat die Form einer liegenden Grabplatte mit einem deutschen
Text und polnischer Übersetzung (Text liegt bei). Finanziert wurde das Denkmal von dem Verein
L.A.G.G., der mit viel Engagement auch die Kosten für die gärtnerische Pflege der Grabanlage übernommen hat.

Da der gestalterisch durchaus gelungene Gedenkstein die Grabstätte der polnischen Kriegsopfer sehr
würdevoll aufwertet, wird eine Beseitigung nicht in Betracht gezogen. Nach der Einweihung des
Gedenksteins in Anwesenheit von Überlebenden des KZ-Außenlagers Katzbach/Adlerwerke und deren
Angehörigen wurde den polnischen Gästen anschließend ein ehrenvoller Empfang im Kaisersaal des Römers bereitet.

Insofern ist Ihre Sorge, dass die Grabstätte der polnischen Kriegsopfer auf dem Frankfurter Hauptfriedhof beschädigt
worden sei, sicherlich unbegründet.

Mit freundlichen Grüßen
Jutta Ebeling
Stadträtin

 

Anlage: INSCHRIFT DES DENKMALS
Zum Gedenken
Hier ruhen 528 Menschen
Sie starben zwischen August 1944 und März 1945 in den ADLER- WERKEN, in Frankfurt am Main.
Sie wurden durch Arbeit, Zwangsarbeit, vernichtet.
Sie verhungerten, starben an Entkräftung, an unbehandelten Krankheiten, wurden zu Tode geprügelt.
Sie starben mitten in Frankfurt,
Die ADLER-WERKE waren eine Außenstelle des Konzentrationslagers Natzweiler.
Der Schloß ist fruchtbar noch aus dem das kroch. Bert Brecht.

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