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Das "Goldene Buch", das kostbare, mit Gold und Edelsteinen besetzte Gästebuch der Stadt Frankfurt am Main, angelegt im Jahre I903, trägt die Namenszüge von Staatsmännern, Dichtern, Fürsten, Künstlern, Gelehrten, Kaufleuten, von Menschen mit ewigem, aber auch mit vergänglichem Ruhm, von Persönlichkeiten, die das Schicksal der Stadt beeinflußt haben oder auch zur Ausübung eines Amtes oder Auftrages in Frankfurt vorübergehend weilten. Wer in diesem Folianten nachdenklich blättert, dem weht der Hauch jener sogenannten "guten, alten Zeit" entgegen, an die sich die Älteren unter uns noch lebhaft erinnern, die aber die Jüngeren nur vom Hörensagen kennen. Das Goldene Buch führt uns dicht heran an jene kritische Stelle, an der das gerade eben noch pulsierende Leben der alten Stadt zu erstarren beginnt zu einem abgeschlossenen Stück Stadtgeschichte. Noch ist die Geschichte der Stadt für diese Zeit nicht geschrieben. Noch leben Menschen, die die Vorgänge dieser Zeit aus eigener Anschauung in Erinnerung haben. Mündliche Überlieferung mit all ihrer Lebendigkeit und auch Beschönigung steht schriftlichem Zeugnis gegenüber, bei dem es oft schwer ist, das Wesentliche herauszulesen. Der Verfasser fühlt sich nicht zu der schweren und verantwortungsvollen Aufgabe der Geschichtsschreibung berufen. Er hat aber so viele Stadtereignisse, die ihren äußeren Niederschlag in Eintragungen im Goldenen Buch gefunden haben, persönlich aus nächster Nähe miterlebt, daß er mehr als Zeuge, denn als Geschichtsschreiber diese Zeit in Erinnerung ruft. Ihm erscheint es wichtig, daß Alt und Jung im hastigen Getriebe unseres heutigen städtischen Lebens einmal verweilen und darüber nachdenken, was vordem in Frankfurt gedacht, geplant und geschaffen wurde. Aus dem Auf und Ab der bewegten letzten Jahrzehnte, aus Erfolg und Rückschlag, Glück und Not, Worten und Taten der jüngsten städtischen Vergangenheit dürfen wir Kraft und Wissen für die Lösung der gegenwärtigen Aufgaben schöpfen. So viele Menschen und Ereignisse auch in diesem Buche erwähnt sind, so kann nicht erwartet werden, daß alle bedeutenden Ereignisse und alle einflußreichen Menschen, die in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts in Frankfurt am Main gewirkt haben, genannt sind. So wie das "Goldene Buch" in Wirklichkeit viele leere Stellen hat, die aus Rücksicht oder Bescheidenheit frei gelassen worden sind, so kann auch das Buch über das "Goldene Buch" keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Viele Dinge sind hier zum ersten Male dargestellt. So hat es der Verfasser dankbar begrüßt, daß sich Herr Stadtrat Dr. Karl Altheim eingehend mit dem Manuskript befaßt hat; für seinen wertvollen Rat ist er ihm zu Dank verpflichtet. Wichtige Hinweise bei der Korrektur verdankt der Verfasser Herrn Dr. Franz Lerner. Um die Bebilderung und die äußere Gestalt des Buches haben sich Herr Museumsdirektor Dr. Gerhard Bott, Herr Gotthard de Beauclair, Herr Dr. Waldemar Krarner und Herr Obermagistratsrat Arnold Weck verdient gemacht, wofür ihnen allen herzlich gedankt sei.
Frankfurt am Main, im Juli 1958
Der Verfasser
(Willi Emrich)
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